Arbeitskampf, das ist doch, wenn die großen Gewerkschaften die nächste Lohnerhöhung aushandeln. Ist das wirklich alles? Nein, auch Löhne und Arbeitsbedingungen in der Gastronomie, der Pflege, an der Uni sind verhandelbar und Ergebnis geführter Kämpfe (auch wenn gewerkschaftliche Organisierung in diesen Branchen rar und kompliziert ist). Gegen Sexismus am Arbeitsplatz und die strukturelle Unterbewertung von Care-Arbeit braucht es solidarische Formen der Organisation. Dass deine Arbeitsverhältnisse so sind, wie sie sind, heißt nicht, dass sie so bleiben müssen – der Status Quo ist oft genug Ergebnis eines Klassenkampfes von oben, der gegen die Interessen derer geführt wird, die von ihrer Arbeit leben müssen.
Dagegen hilft, sich zu organisieren – doch wie, mit wem, mit welchen Zielen? Gibt es noch so etwas wie eine Klasse, die solidarisch für ihre Interessen eintreten könnte – und wo liegen ihre Grenzen? Oder sind wir alle vereinzelt, jeder kämpft für sich und das war’s? Welche Rolle spielt Arbeit und Arbeitskampf heute überhaupt – und gibt’s da noch Elemente, die über die Forderung nach mehr Lohn hinaus auf grundlegend andere Formen von Arbeit und Gesellschaft weisen? Anhand mehrerer Vorträge wollen wir diese Fragen mit euch diskutieren – und gemeinsam nach Formen suchen, wie wir die Oberhand über unsere Arbeit erstreiten können.
Veranstaltungen in der Reihe:
- 27. Oktober // Nothing in Common? Warum es tatsächlich ein emanzipatorisches Potential in der Arbeiter*innenklasse gibt
- 03. November // Basisgewerkschaft an der Uni? Erfahrungen aus dem Gründungsprozess einer alternativen Hochschulgewerkschaft
- 10. November // Transnational Social Strike – Ein Konzept für neue Formen des Kampfes in Zeiten globalisierter Arbeit?
- 17. November // Arbeitskampf in der Kleingastro – wie geht das denn? FAU Dresden zur Basisgewerkschaft Nahrung Gastronomie
Nothing in Common? Warum es tatsächlich ein emanzipatorisches Potential in der Arbeiter*innenklasse gibt
mit Torsten Bewernitz
27. Oktober // 19 Uhr // Strandcafé (Grethergelände, Adlerstraße 12)
„Die arbeitende Klasse und die besitzende Klasse haben nichts gemeinsam“ lautet ein Prinzip des basisgewerkschaftlichen Syndikalismus. Um auf dieses Prinzip zu kommen, bedarf es aber eines bestimmten Verständnisses von dem, was Klassen sind. Das Arbeiter*innen und Unternehmer*innen nichts gemeinsam haben, ist durchaus nicht plausibel. Viele haben sicherlich schon mal ein Glas Bier mit ihrem Chef getrunken, manche waren vielleicht sogar gemeinsam auf einem Konzert und vielleicht teilen sich Chef*in und Arbeiter*in auch die politische Meinung.
„Nothing in common“ – nichts gemeinsam – muss sich also auf etwas anderes beziehen. Die Formulierung bezieht sich auf einen gesellschaftlichen und ökonomischen Grundkonflikt, der im Kapitalismus strukturell angelegt ist. Torsten Bewernitz macht sich auf die Suche nach dieser Struktur, aber auch nach den Widerständen und Bewegungen, die sich nicht aus der Struktur, sondern aus einem kollektiven Eigensinn erklären lassen.
Der Autor erläutert die verschiedenen, in der Diskussion genutzten Klassenbegriffe, formuliert an einigen davon eine Kritik und erläutert, wie wir uns heute noch auf unsere Klassenzugehörigkeit beziehen können und müssen.
Basisgewerkschaft an der Uni? Erfahrungen aus dem Gründungsprozess einer alternativen Hochschulgewerkschaft
mit Unter_Bau Frankfurt
03. November // 19 Uhr // Universität Freiburg, KG2, Hörsaal 2004
Wie könnte eine kämpferische Gewerkschaft für den Hochschulbereich aussehen? Darüber haben sich einige Menschen aus verschiedenen Statusgruppen der Uni Frankfurt Gedanken gemacht. Und um diese Ideen auch lebendig werden zu lassen, haben sie sich zu einer Initiative zusammengeschlossen: Unter_Bau. Diese strebt die Gründung einer Basisgewerkschaft für die Frankfurter Hochschulen an, welche die Verhältnisse nicht mitverwaltet, sondern umgestaltet.
Die bestehenden gewerkschaftlichen und politischen Ansätze an der Hochschule halten sie nicht für ausreichend, um die vielfältigen Probleme von Angestellten und Hochschulangehörigen umfassend und systematisch in Angriff zu nehmen. Mit welchen Inhalten, Zielen und Vorgehensweisen hier Abhilfe geschafft werden soll, um zu einer Stärkung der Selbstbestimmung an der Hochschule und ihrer radikalen Transformation beizutragen, soll im Vortrag erläutert werden.
Transnational Social Strike – Ein Konzept für neue Formen des Kampfes in Zeiten globalisierter Arbeit?
mit Prekär_Lab Frankfurt
10. November // 19 Uhr // Linkes Zentrum Freiburg (Glümerstraße 2)
Auf dem Weg zu einem transnationalen sozialen Streik!
Überall in Europa wird das gleiche Lied gespielt: Umverteilung von unten nach oben, sinkende Reallöhne, der Abbau von Arbeits- und sozialen Rechten, Deregulierung und vor allem die Flexibilisierung des Arbeitsmarktes, die Privatisierung sozialer Angebote, spekulative Wohnungspolitik. Europa ist heute durch Austerität und Prekarität geprägt und von transnationalen Ketten der Ausbeutung, von migrantischer Arbeit und fragmentierten Kämpfen durchzogen.
Erste Überlegungen im November 2014 auf dem Blockupy Festival – entstanden während der Proteste gegen die EZB-Eröffnung am 18/19. März 2015, um ein Projekt der transnationalen sozialen Streik-Plattform zu konkretisieren, um die Grenzen zwischen Aktivist*innen und Gewerkschafter*innen, zwischen Nationalstaaten und Branchen zu überwinden und um Verbindungen aufzubauen und gemeinsam mit neuen Formen eines transnationalen Kampfes zu experimentieren.
Transnational und sozial bedeutet für uns die Notwendigkeit, uns zwischen Gesellschaft und Arbeitsplatz abseits traditioneller Formen zu organisieren sowie Arbeitsbedingungen und die soziale Frage in einen politischen Kontext zu stellen. Wir sind auf der Suche, wie sich die Trennlinien zwischen althergebrachten und neuen Organisierungsformen aufzubrechen lassen, wir wollen neue Mittel und Wege erfinden, um Kämpfe um Lohn, Wohlfahrt und Bewegungsfreiheit miteinander zu verbinden. Wir wollen uns den Streik als Mittel des Ungehorsams wieder aneignen.
Wie kann sich der Streik als Kampf-Form, vom Diskurs über Beschäftigungsverhältnisse auf die Fragen von Einkommen und Prekarität ausweiten? Das Recht auf ein würdiges Leben durchzusetzen? Umfassend, nicht allein auf ein Land und die dortigen Arbeitsverhältnisse bezogen und angemessen, um auf die aktuellen Verändungen reagieren. Streik muss mehr sein als eine einzige Kampfform – Kämpfe, die wir zusammen mit Migrant*innen und Geflüchteten, mit Prekären, Industriearbeiter*innen, Aktivist*innen und Gewerkschafter*innen durchführen und erarbeiten wollen.
Wir möchten Euch auf der Veranstaltung das Konzept des Transnational Social Strike vorstellen, euch von unseren Aktionen und Diskussionen erzählen und von unserem letzten transnationalen Treffen in Paris berichten.
Arbeitskampf in der Kleingastro – wie geht das denn?
FAU Dresden zur Basisgewerkschaft Nahrung Gastronomie
17. November // 19 Uhr // Café der Fabrik (Habsburgerstraße 9)
Als Anfang 2014 die Situation in der Dresdner Kneipe „Trotzdem“ von der Chefin eskaliert wurde, gingen Bilder und Erklärungen zum Streik bald durch ganz Deutschland. Der Arbeitskampf war ungewohnt, engagiert geführt und verbissen. Gleichzeitig war es der erste große Arbeitskampf der frisch gegründeten Basisgewerkschaft Nahrung Gastronomie (BNG–FAU).
In dem Vortrag sollen die Organisationsweise, aktuellen Ziele und Möglichkeiten der Basisgewerkschaft Nahrung und Gastronomie (BNG–FAU) vorgestellt werden. Es wir dabei auf rechtliche, wie auf aktionistische Möglichkeiten eingegangen die eigenen Arbeitsverhältnisse zu verbessern. Außerdem wird ein Überblick über Probleme der Branche, die bisherigen Organisationserfahrungen und den Ablauf des Arbeitskampfes “trotzdem unbequem” in einer “linken” Szenekneipe gegeben.
Die Reihe wird freundlicherweise vom StuRa der Universität Freiburg gefördert.