Eine Veranstaltung der Anarchistischen Gruppe Freiburg und dem Referat gegen Faschismus.
Die Geschichte der Kunstbewegungen ist aufs Engste mit der Geschichte der bürgerlich-kapitalistischen Gesellschaftsentwicklung verwoben. Für die europäischen künstlerischen Avantgarden und Post-Avantgarde-Bewegungen sind folgende geschichtlichen Ereignisse und Tendenzen entscheidend: die Krise der Arbeiterbewegung, der Niedergang der großen avantgardistischen Kunstbewegungen in Europa, die katastrophale Entwicklung von Nazi-Deutschland, die in Auschwitz kulminierte, die europäischen bürgerlich-restaurativen Entwicklungen nach dem Zweiten Weltkrieg und die neoliberale Politikhegemonie, die sich seit den 1980er Jahren durchgesetzt hat. Aus diesem geschichtlichen Zusammenhang vermögen sich auch gegenwärtige Formen der europäischen Kunst nicht zu entziehen.
Die Geschichte der Situationistischen Internationale, ihre Interventionen und ihre Auflösung nach dem Pariser Mai 1968 verweisen exemplarisch auf das problematische Verhältnis von Kunst, Avantgarde und Klassenkampf. Es stellen sich hierbei folgende Fragen: Welche Rolle nimmt Kunst im Rahmen gesellschaftlicher Auseinandersetzungen ein? Welche Interventionsmöglichkeiten ergeben sich für eine politisch motivierte Kunst? Und wie ist es diesbezüglich um Avantgardepositionen bestellt? Welche Rolle spielt dabei der Klassenkampf? Ist die post-avantgardistische, zeitgenössische Kunst von diesen Fragen überhaupt noch betroffen?
Anhand eines einführenden Vortrags zur Geschichte der Situationistischen Internationale werden diese Problembereiche von Claus Baumann in Vorbereitung auf eine gemeinsame Diskussion beleuchtet.
Claus Baumann ist Gesellschaftstheoretiker und Urbanismuskritiker, nebenbei auch wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Philosophie der Universität Stuttgart. Er hat an diversen Kunst- und Kulturprojekten mitgewirkt und einige Aufsätze zu gesellschaftskritischen Themen veröffentlicht. Des Weiteren ist er Teil des Autorenkollektivs Biene Baumeister Zwi Negator, das einen Beitrag zur situationistischen Revolutionstheorie verfasst hat.
Dienstag, 21. Juni 2016, ab 19 Uhr // HS 1015, KG 1, Uni Freiburg