Am Abend des 30.12.2012 fand in Freiburg ein – um der Repression aus dem Weg zu gehen – vorgezogener Silvester-Knastspaziergang mit einer kleinen Kundgebung vor dem Haupttor der JVA Freiburg statt. In vielen anderen Städten wird Silvester traditionell genutzt, um mit Demonstrationen, Spaziergängen und Kundgebungen für eine Gesellschaft ohne Knäste zu demonstrieren und den Gefangenen zu zeigen, dass es Menschen außerhalb der Mauern gibt, die sie als Gefangene der Gesellschaft und nicht als das Übel derselbigen sehen.
Im letzten Jahr fand auch in Freiburg seit langem wieder so eine Demonstration statt, an der sich – trotz nicht-anmeldung und nicht-öffentlicher Mobilisierung bis zu 60 Menschen beteiligten.
„Wir haben die heutige Aktion schon am Silvester-Vorabend durchgezogen, weil wir die Teilnehmer_innen nicht unnötiger, zu erwartender Repression an Silvester aussetzen wollten. Zwar hielt sich die Freiburger Polizei im letzten Jahr auf Abstand, aber wir wussten nicht, wie sie sich in diesem Jahr – besser vorbereitet – verhalten würde. Wir werten die Aktion als Erfolg, weil wir uns ohne staatliche Repression und ohne Demo-Anmeldung versammeln konnten und im Knast lautstark wahrgenommen wurden“, so Anna D. vom Vorbereitungskreis.
In diesem Jahr wurde vor den Knastmauern ein Grußwort verlesen und mit viel Feuerwerk die Aufmerksamkeit der Gefangenen und der Anwohner_innen erweckt. Wir dokumentieren an dieser Stelle das verlesene Grußwort:
„Hallo liebe Menschen hinter den Mauern dieser Welt, wir stehen hier draußen in relativ beschissenen, gewalttätigen Verhältnissen. Ihr seid dort drinnen, unter noch beschisseneren und ebenso gewalttätigen Verhältnissen. Hinter dicken Mauern und Stacheldraht. Ihr sitzt dort, weil ihr gegen vorgegebene Gesetze verstoßen habt, aus welchen Gründen auch immer. Ihr sitzt dort, weil dadurch die Herrschaft des Staates in Frage gestellt wurde. Knäste stellen eine extreme, brutale und widerliche Form der Herrschaftsausübung und Unterdrückung des Staates im Kapitalismus dar.
Wir stehen hier draußen, weil wir eine Gesellschaft erreichen wollen, in der es kein Eigentum, keine Grenzen, aber auch keine Herrschaft von Menschen über Menschen, also keinen Sexismus, keine Homophobie, keinen Rassismus und alle anderen Unterdrückungsmechanismen, und somit auch keine Knäste mehr gibt!
Wir stehen hier draußen, um euch unsere Solidarität auszudrücken, euch weiterhin viel Mut und Durchhaltevermögen und ein besseres 2013 zu wünschen!“
Nach Ende des Grußwortes zogen die Kundgebungsteilnehmer_innen mit einer kleinen spontanen Demonstration am Knast entlang und lösten diese ohne Zwischenfälle auf.
„Uns war es wichtig, heute nicht nur den Knast zu kritisieren, sondern auch die Gesellschaft, die ihn hervorbringt.“, so Anton A., ein Teilnehmer der Demonstration.
Weitere Anti-Knast-Demonstrationen, -Kundgebungen und -Aktionen finden am 31.12.2012 in folgenden Stätdten statt:
Berlin
31.12.12 – 15:00 Uhr
Demonstration zum Frauenknast Lichtenberg
S-Bhf Frankfurter Allee
31.12.12 – 22:45 Uhr
Demonstration zur JVA Moabit
U-Bhf Turmstrasse
abc-berlin.net
Bremen
31.12.2012 – 20:00 Uhr
Spaziergang | keine Demo | keine Kundgebung | keine Anmeldung
JVA Oslebshausen (Haupteingang)
endofroad.blogsport.de
Frankfurt am Main
31.12.2012 – 18:00 Uhr
Demonstration – „Solidarität mit Sonja und Christian!“
JVA Preungesheim, Obere Kreuzäckerstraße
verdammtlangquer.org
Köln
31.12.2012 – 18:00 Uhr
„Silvester zum Knast? – ja was denn sonst!“
Haltestelle “Rektor-Klein-Straße” (JVA-Eingang) der Linie 5
autonomes-knastprojekt.blogspot.de
Münster
31.12.2012 – kurz vor 24:00 Uhr
Gartenstraße 26; JVA Münster
Stuttgart
31.12.2012 – 17:30 Uhr
Demonstration – „Kämpferisch ins neue Jahr! Gegen Kapitalismus und Krise!“
Marienplatz
silvesterdemo-stuttgart.tk
Wien
31.12.2012 – 18:00 Uhr
Kundgebung – „Silvester zum Häfn! New year`s prison run!“
Gefängnis Simmering, Kaiserebersdorferstr. 297
Bis alle frei sind. Für den Kommunismus! Für die Anarchie!
Fotos der Aktion sind auf flickr zu finden.